KINDHEIT UND JUGEND DES RITTERS
Ritter Götz entstammte der Familie der von Berlichingen und wurde um 1480 als zehntes Kind von Kilian von Berlichingen und Margaretha von Thüngen geboren. Seine Kindheit verbrachte er in der Burg Jagsthausen ganz in der Nähe von Kloster Schöntal, in der Klosterschule von Niedernhall und bei seinem Onkel Konrad von Berlichingen. Der daran anschließende Hofdienst beim Markgrafen von Ansbach war auf Dauer nichts für den jungen und eigenwilligen Götz.
DIE EISERNE HAND
Das Waffenhandwerk interessierte den jungen Götz viel mehr als das höfische Protokoll. Der Markgraf schickte ihn daher zu Ritter Veit von Lentersheim in die Lehre. Das Leben des Götz von Berlichingen war fortan von Kriegsdienst und Kämpfen bestimmt. Im Krieg zwischen Rheinpfalz und Bayern verlor er 1504 bei der Belagerung von Landshut durch eine Kanonenkugel seine rechte Hand. Ersetzt wurde sie durch eine kunstvolle Prothese aus Metall, ein Meisterwerk der Feinmechanik der frühen Neuzeit. Seit damals ist er als „Ritter mit der eisernen Hand“ bekannt. Bis heute sind zwei seiner Prothesen erhalten.
DER KRIEGERISCHE RITTER WIRD SEHR ALT
Götz von Berlichingen kämpfte in vielen Kriegen und auf verschiedenen Seiten. Im Bauernkrieg stand er auf der Seite der Bauern aus dem Neckartal und dem Odenwald. Um 1540 zog er zusammen mit dem Kaiser gegen die osmanische Armee in den Kampf, etwas später gegen die Franzosen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte der einst gefürchtete Ritter auf der Burg Hornberg, wo er am 23. Juli 1562 starb. Mit über 80 Lebensjahren erreichte der kriegerische Ritter ein erstaunliches Alter. An ihn erinnert ein eindrückliches Relief im Kreuzgang von Kloster Schöntal. Auf der Grabplatte aus Sandstein ist Götz von Berlichingen kniend und im Gebet dargestellt. Und mit zwei gesunden Händen: Der Bildhauer des 16. Jahrhunderts folgt damit der theologischen Lehre, nach der die Toten beim jüngsten Gericht jung und unversehrt vor den himmlischen Richter treten.
GOETHES BERÜHMTES GÖTZ ZITAT
Johann Wolfgang von Goethe setzte dem berühmten Ritter mit seinem Drama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ 1773 ein literarisches Denkmal. Darin ist sein Protagonist ein Held, der stets auf Seiten der Armen und Entrechteten kämpft. Der historischen Wirklichkeit entspricht das nicht. Berühmt ist der Satz, den Goethes Götz von Berlichingen dem Anführer der kaiserlichen Truppen zuruft: „Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsch lecken.“ Goethe ist 1773 noch lange kein Dichterfürst und Klassiker, sondern nach heutigen Begriffen ein „junger Wilder“ und sprengt als Vertreter der Bewegung des „Sturm und Drang“ kraftvoll die Regeln und Konventionen.
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