Detailansicht des Eingangs zur Klosterkirche Schöntal mit Knittel-Vers

Ein Meister der Bau- und DichtkunstDie „Knittel-Verse“

Abt Benedikt Knittel (1650–1732) gilt nicht nur als Bauherr der barocken Klosteranlage Schöntal, er war auch ein fleißiger Dichter. Ob auf Portalen, an der Außenfassade oder im Treppenhaus – seine Verse finden sich fast überall in der Klosteranlage.

Porträt von Abt Knittel im Kloster Schöntal

Abt Knittel: der Verfasser der Verse.

Humorvoller Dichter

Die Amtszeit von Benedikt Knittel umfasste knapp fünf Jahrzehnte. Der Abt hob sich als Bauherr der barocken Klosteranlage an der Jagst hervor. Doch auch seine humorvollen und lehrreichen Verse, die der Abt an zahlreichen Stellen im Kloster anbrachte, sind in der europäischen Literaturgeschichte etwas Besonderes.

Eingang zur Klosterkirche Schöntal mit Knittel-Vers

Überall im Kloster sind Knittels Verse zu finden.

Verse im Kloster

Benedikt Knittel nutzte jede Möglichkeit und jeden Winkel, um seine Verse in der Klosteranlage zu verewigen. So platzierte der Abt seine Verse nicht nur auf Weinfässern, auf Heiligenfiguren oder im Pfarrhaus, sondern auch im Grundbuch oder in der Chronik. Seine Verse zeichnen sich durch eine helle Sprache und eine heitere Frömmigkeit aus. Auf Lateinisch und Deutsch widmet sich Knittel sowohl der Theologie als auch den Sagen der Antike, zum Beispiel Bacchus, dem Gott des Weines und des Rausches.

Knittelverse gibt es seit dem 15. Jahrhundert

Abt Knittel ist nicht der Namensgeber der bekannten Knittelverse. „Knittel-“ oder „Knüttelverse“ sind ein deutsches Versmaß, das vor allem vom 15. bis 17. Jahrhundert verwendet wurde. Sie verdanken ihren Namen dem holprigen Rhythmus, der an fallende Knüttel oder Knüppel erinnert. Dass Abt Knittel den gleichen Namen wie das Versmaß trägt, ist also reiner Zufall. Seine Wortspiele sind dennoch stilbildend.

Grabdenkmal von Benedikt Knittel in der Klosterkirche Schöntal, nach 1732

Abt Knittel benutzte ein besonderes Stilmittel.

Abt Knittels Kunst

Sein besonderes Stilmittel ist das sogenannte Chronogramm: ein Satz, ein Sinnspruch oder eine Inschrift, meist in lateinischer Sprache. Alle darin hervorgehobenen Buchstaben, die zugleich römische Zahlensymbole sind, also I, V, X, L, C, D und M, können addiert werden. Sie ergeben die Jahreszahl des Ereignisses, auf das sich der Text des Chronogramms bezieht. Beispielsweise ergeben die großen lateinischen Buchstaben eines Verses von Abt Knittel am Archivturm als Zahlen gelesen dessen Baujahr: 1697.

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